Alexander-Technik Sitzen

Alexander-Technik – Sitzen

Warum eine ‚gute Haltung‘ anstrengend und unbeweglich ist, teure ergonomische Möbel meist nichts bringen und welche Idee die Alexander-Technik Sitzen für bequemes und gesundes Sitzen bietet.

Eine gute, gesunde Sitzhaltung?

Eine gute Haltung bedeutet entspanntes und aufrechtes Sitzen, was somit flexibel, stabil und gesund ist – erreichbar z.B. durch Alexander-Technik. Während fast Jeder glaubt, die richtige Haltung zu kennen, entschuldigen sich fast Alle dafür, diese leider nicht zu haben.

Ein Grund ist der, dass sich für die meisten Menschen „aufrecht sitzen“ und „entspannt sitzen“ einander ausschliessen. Die Erfahrung hat ihnen immer wieder gezeigt, dass aufrecht eben anstrengen ist und entspannen gleichbedeutend mit zusammensacken oder in die Lehne fallen lassen ist.

In diesem Blogpost solle es nun darum gehen, wie man durch Alexander Technik entspannt und aufrecht sitzen lernen kann. Tatsächlich ist nämlich physiologisch bedingt vollständige Aufrichtung nur durch größtmögliche Entspannung möglich. Dazu gleich mehr.

Was gute Haltung nicht ist!

Alexander-Technik sitzenHaltung wird meist so verstanden, dass man einzelne Körperteile in eine richtige Position bzw. in ein bestimmtes Verhältnis zueinander bringen muss, um sie dann dort zu „halten“. Daher der Begriff „Haltung“. Gelegentlich wird auch versucht Körperteile wie Bauklötze übereinander zu stapeln, also die Knie über den Fußgelenken, die Hüfte über den Knien, die Schulterblätter… Dies kann schon allein deswegen in der Praxis nicht funktionieren, weil alle Gelenke rund und abschüssig sind und weil man sich dann nicht bewegen könnte, ohne seine gute Haltung zu verlieren.

Es gibt in der Alexander-Technik einen Prozess, um mit seiner tatsächlichen Physiologie zusammenzuarbeiten, anstatt sich von außen eine „Haltung“ aufzuzwingen. Diesen kann man bewusst aktivieren, damit die körpereigenen Koordinationsmechanismen optimal funktionieren können – für Leichtigkeit und harmonische Bewegungen. (mehr dazu in meinem Videokurs „Leichtigkeit lernen“(klick))

Dann hat man vielleicht keine „richtige“ Haltung, die man anhand einer Liste überprüfen könnte – nach dem Motto „Kinn rein, Brust raus“ – aber man gewinnt dadurch Beweglichkeit, dynamische Aufrichtung und Lebendigkeit.

Richtig sitzenWir Menschen sind ganz. Diese Tatsache wird immer wieder ignoriert. Wenn Du also glaubst, dass Du anders sein solltest als Du bist, dann wird sich dieser Gedanke auch in deinem Körper widerspiegeln, denn: jeder Gedanke hat seine Entsprechung im Körper.

Wenn Du glaubst, dass Du etwas solltest, dann kann dein Körper auf diesen subtilen Zwang nur mit Festigkeit reagieren. In der Folge bleibt Dir gar nichts anderes übrig, als zu versuchen z.B. die Schultern zu entspannen oder deine Haltung zu kontrollieren, also zu versuchen, die einzelnen Teile in eine bestimmte, scheinbar richtige Position zu bringen und sie da zu halten (=fest).

Der Gedanke „Ich sollte eine bessere Haltung haben.“ ist also in seinem Wesen höchst unkonstruktiv und führt zu statischen, „richtigen“ Positionen anstatt zu dynamischer Lebendigkeit.

Der Gebrauch des Selbst

Die erste Idee, die die meisten Menschen zum Thema Sitzen verbessern haben, ist, etwas innerhalb des Körpers zu verändern – Kinn rein – Brust raus beispielsweise. Ich möchte diese Perspektive erweitern und damit beginnen, dass wir uns das Verhältnis von dir zum Planeten anschauen. Du lebst in seinem Schwerkraftfeld und richtest dich immer in Bezug auf die Schwerkraft auf.

Balance im Sitzen

Wenn Du stehst oder sitzt, ist die erste Aufgabe deines Systems, dich in ein Gleichgewicht zu bringen, damit du nicht umfällst. Hierbei gibt es aber schon große Qualitätsunterschiede. Spüre einmal in deine Sitzhöcker, ob du nach vorne oder hinten gelehnt bist. Tipp: wenn du einmal absichtlich „loslässt“ sollte sich nichts verändern. Du solltest also weder nach hinten in die Lehne kippen noch nach vorne zusammensinken.

Ist die nicht der Fall, so bedeutet es, dass du nicht genau im Zentrum sitzt und somit zusätzliche Muskelaktivität nötig ist, um ein Umfallen zu verhindern. Somit kannst du, bedingt durch diese zusätzlichen Muskelanspannungen, nicht frei und flexibel sein.

Balance und Gleichgewicht

Geschicklichkeit beim und Gewahrsein für das Balancieren ist Grundvoraussetzung für Freiheit und Leichtigkeit. Daran kommt man nicht vorbei, denn es ist simple Physik: je mehr man aus seiner Balance herauskommt, desto stärker werden Muskeln arbeiten müssen, um ein Umfallen zu verhindern. Da hilft dann kein Krafttraining, Rückenschulung, Alexander-Technik oder der ergonomische Stuhl – die Physik lässt sich nicht aushebeln.

Gewohnheitsmäßige Anspannungen, wie sie entstehen, wenn wir nicht in Balance sind oder das künstliche Aufrechthalten in einer „guten“ Haltung verhindern dies. Aber auch das Gegenteil, sich absichtlich zu entspannen, verhindert das Funktionieren dieses Systems, weil mit der absichtlichen Entspannung gleichzeitig auch die automatische Reaktion auf Dehnung abgeschaltet wird.

Es ist also sinnvoll, sich zunächst wieder für dieses Balancieren zu sensibilisieren und immer öfter körperlich in seine Mitte zu kommen.

Mit Alexander-Technik Sitzen leichtgemacht!

F.M. Alexander machte vor über 100 Jahren eine bahnbrechende Entdeckung. Er fand heraus, dass die Art, wie er seinen Schädel balancierte, einen großen Einfluss auf seinen gesamten Körper hatte. Indem er diesen einen Faktor unter Kontrolle brachte, verschwanden nicht nur seine Heiserkeit, sondern auch viele weitere Symptome. Da die Technik sich um einen übergeordneten Faktor kümmert, ist sie wenig spezifisch, dafür aber mit weitreichender, vielschichtiger Wirkung. 

Der Mensch ist tatsächlich nicht für Haltung, sondern für Bewegung geschaffen. Alexander hat bei seinen Experimenten vor dem Spiegel entdeckt, dass jede Bewegung eine Veränderung des Verhältnisses von Kopf und Körper beinhaltet, die eine organisierende Wirkung auf den gesamten Organismus hat. Was er damit entdeckt hat, ist nicht weniger als der Schlüssel zu Freiheit und Leichtigkeit jeder Bewegung. Als Regel könnte man formulieren:

Das bewegliche Verhältnis zwischen Kopf und Wirbelsäule bestimmt die Qualität unserer allgemeinen Koordination.

Der Kopf wiegt durchschnittlich fünf bis sieben Kilogramm und diese Masse liegt auf lediglich zwei kleinen Berührungspunkten auf dem obersten Halswirbel auf. Der Kopf hat also das Potenzial zu großer Beweglichkeit, muss aber dafür auch fortwährend ausbalanciert werden. Je weniger Muskeln ihn fixieren, desto größer ist die Beweglichkeit und desto feiner können die Balancierbewegungen sein. Diese Bewegungen werden primär von den Halsmuskeln ausgeführt, aber letztlich ist der ganze Körper daran beteiligt. 

Alexander-Technik Übung

Es lässt sich wiederholbar demonstrieren, dass eine Neuausrichtung des Kopfes optimale Bedingungen für jede denkbare Handlung zu schaffen vermag. Es geht dabei ausdrücklich nicht um eine korrekte Position, sondern um die Qualität. Es geht auch nur scheinbar um den Körper. Tatsächlich geht es um das ganze Selbst, denn die Koordination der zentralen Achse wird ja von deiner Absicht hervorgerufen.

Ich möchte dir die konkrete Anwendung mit einem Experiment näher bringen und bitte dich dazu, eine Hand zur Faust zu ballen und auf den Zeigefinger der anderen Hand zu legen. Die Faust repräsentiert den Kopf und der Zeigefinger den restlichen Körper.

Alexander-Technik Kopfhaltung

Solange die Faust ganz leicht auf dem Zeigefinger aufliegt, ist größtmögliche Freiheit und Beweglichkeit vorhanden. Wenn du jetzt einmal versuchst, mit dem „Kopf“ nach unten zu drücken, wirst du feststellen, dass du zwar immer noch beweglich bist, dass jegliche Bewegung aber erheblich mehr Kraft erfordert. Bitte probiere es aus, bevor du weiterliest.

Was wäre das beste Mittel, um die ursprüngliche Beweglichkeit wieder herzustellen? Im alltäglichen Leben finden wir dafür zahlreiche Methoden zur Stärkung der Rückenmuskulatur, Haltungsschulen, ergonomische Stühle und vieles mehr. Die offensichtliche Lösung ist jedoch, den Druck nach unten einfach wieder sein zu lassen! Probiere das jetzt kurz aus.

Dadurch wird nicht nur die ursprüngliche Beweglichkeit des gesamten Körpers wieder hergestellt, sondern der Körper kommt auch in seine natürliche, aufrechte Position zurück. Dies geschieht interessanterweise nicht dadurch, dass du dir etwa mehr Mühe gibst oder dich aufrecht hältst, sondern durch weniger Aufwand!

Menschen die diesen Weg gehen, machen regelmäßig die Erfahrung, dass die somit als „Nebeneffekt“ erlangte, aufrechtere Haltung tatsächlich nicht nur nicht anstrengend ist, sondern sogar mit einem Gefühl von Leichtigkeit einhergeht.

Umsetzungstraining: Alexander-Technik Videokurs

Alexander-Technik bequemes Sitzen
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